Acting as a national inter- and transdisciplinary network, the forum promotes knowledge and discourse about landscape and landscape-changing processes. It advocates sustainable design, development and safety concepts. The forum focuses on the Alps as well as parks and protected areas.more
Die global steigenden Temperaturen wirken sich in der Schweiz besonders stark aus. Dem geht eine Gruppe von Fachleuten und interessierten Privatpersonen im Wanderprojekt «Klimaspuren» nach. Sie besuchen auf ihrer mehrtägigen Tour vor allem Leute, die etwas gegen den Klimawandel unternehmen, aber auch Orte, die vom Klimawandel stark gezeichnet sind. Für die Wanderetappe am 1. Juli von Aarberg bis Biel übernahm das FoLAP das Patronat und organisierte eine Podiumsdiskussion zum Thema: Neue Gletscherseen und Klimaschutz beim Kraftwerk Hagneck.
Image: ZVG
Diese Etappe der Klimaspuren führte von Aarberg zum Bielersee. Beim Flusskraftwerk Hackneck machte man Halt für eine spannende Führung. Im 19. Jahrhundert entstand am Ende des Hagneck-Kanals beim Bielersee eines der ersten grossen Flusskraftwerke der Aare. Hundert Jahre später wurde ein neues Werk neben das alte gebaut. Es leistet 40 Prozent mehr Strom.
Hagneck als Landschaft des Jahres 2017 2017 wurde die Landschaft beim Kraftwerk Hagneck von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) zur Landschaft des Jahres gekürt. Das Hauptziel der Auszeichnung besteht darin, das Engagement für die Erhaltung und Förderung der landschaftlichen Qualität und deren Wert im Sinne einer Vorbildleistung zu würdigen. Die Preisträger BKW, ESB und der Kanton Bern gewannen aus folgendem Grund: Die Sanierung des Kraftwerkes war eine grosse Herausforderung. Es produziert nun gegenüber den früheren Jahren einerseits mehr Strom und leistet zugleich eine Win-Win-Situation für Natur, Mensch und Baukultur. So investierte man hier zum Beispiel viel in Revitalisierungsprojekte und wertete damit die Landschaft auf. Der Bau einer Fischtreppe ermöglicht es den 23 Fischarten, die vom Bielersee bergwärts wandern, oben im Fluss ihren Laich abzulegen. «Wir sind bereit», so eine Mitarbeiterin des Kraftwerks, «für den Schutz der Fische und ihrer Landschaft erhebliche Leistungseinbussen in Kauf zu nehmen.». So wählte man neu auch Kaplanturbinen mit vier Schaufeln. Sie setzen das Todesrisiko der talwärts ziehenden Fische auf 10 Prozent. In sechsschlaufigen Turbinen läge das Todesrisiko der Fische bei 90 Prozent.
Podiumsdiskussion zu Gletscherseen und Klimaschutz Nach der Führung durch das Kraftwerk folgte die Podiumsdiskussion über Gletscherseen und Klimaschutz. Diese wurde durch das FoLAP mitorganisiert. Diskussionspunkte waren unter anderem, wie wir als Gesellschaft die verschiedenen Interessen von Kraftwerkbetreibern, Umweltschützern, Tourismus und Landwirtschaft abwägen sowie die Frage, wie kompromissfähig die Umweltverbände sein müssen, damit der Klimawandel durch erneuerbare Energien eingedämmt werden kann. Das aktuelle Problem der Wasserkraft: 6 von 7 Gletschern, die für die Nutzung zur Stromproduktion durch Wasserkraftwerke am besten geeignet wären, befinden sich in Regionen, die zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN) gehören. Nur der Triftgletscher, ein weitgehend unberührtes Seitental des Gadmertal beim Sustenpass, ist weniger gut geschützt, weshalb aktuell ein neues Wasserkraftwerk mit einer 170 hohe Talsperre und einem Stausee projektiert wird. Dadurch würde das erst vor wenigen Jahren durch den Gletscherrückgang freigwordene Hochtal mit dem natürlichen Triftsee und einem Gletschervorfeld zerstört. Der Grimselverein und das Trift-Komitee setzen sich gegen das Projekt und für den Erhalt des natürlichen Triftgebiets ein. Es brauche 25 Staudämme von der Grösse der Trift, allein um die Winterstromlücke zu schliessen, sagte Katharina von Steiger, Vertreterin des Komittes: «So lösen wir keine Probleme.» Raimund Rodewald von der Stiftung Landschaftsschutz erklärte, es sei besser einige wenige grössere Staudämme zu bauen als viele kleine Kraftwerke.
Mehrfach forderten die Podiumsteilnehmenden, bestehende Staudämme zu erhöhen anstatt neue zu bauen. Hydrologieprofessor Rolf Weingartner verlangte einen stärkeren Einbezug der Wissenschaft für eine faktenbasierte Diskussion und Lösungsfindung – eine Rolle, die auch das FoLAP unterstützt. Er schlug vor, im Alpenraum «Cluster» für eine übergeordnete Planung zu erstellen – mit «Vorrangräumen» für Wasserkraft, Naturschutz, Landwirtschaft oder Tourismus. Während Daniel Fischlin einen Sachplan Wasserkraft wünschte, fasste Weingartner das Thema breiter und schlug einen Sachplan Alpen vor, in welchem die unterschiedlichen Nutzungsbedürfnisse grundsätzlich geregelt wird. Es herrschte Konsens, dass die aktuelle Blockade überwunden werden muss: Niemand hat ein Interesse, dass jedes einzelne Kraftwerkprojekt in aufwändigen Prozessen bis vor Bundesgericht gezogen wird.
Moderatorin: Catherine Duttweiler
Gäste: Katharina von Steiger (Trift-Komitee), Rolf Weingartner (emiritierter Professor für Hydrologie, Universität Bern), Daniel Fischlin (Ingenieur und CEO bei der Kraftwerke Oberhasli AG), Raimund Rodewald (Geschäftsleiter Stiftung Landschaftsschutz, SL)