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Nachruf auf Hans Weiss, Landschaftsschützer der ersten Stunde

6. Juli 1940 bis 13. Oktober 2024

Hans Weiss war ein Landschaftsschützer der ersten Stunde. Als 1968 die Studentenbewegung die Welt erschütterte, ging er als Beauftragter für Landschaftsschutz zum Kanton Graubünden. Bereits zwei Jahre später wurde er Geschäftsleiter der damals neugegründeten Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL), der er über zwanzig Jahre lang treu blieb. Dies blieb nicht ohne nachhaltige Wirkung für einige der schönsten Landschaften unseres Landes. In jenen Jahren entstanden auch Weiss' vielbeachtete Bücher «Die friedliche Zerstörung der Landschaft und Ansätze zu ihrer Rettung in der Schweiz» und «Die unteilbare Landschaft – für ein erweitertes Umweltbewusstsein». 1991 übernahm Hans Weiss die operative Leitung des Fonds Landschaft Schweiz (FLS), an dessen Gründung er massgeblich beteiligt gewesen war.

Hans Weiss

In seiner Arbeit vertrat Weiss immer die Auffassung, dass gute Ideen nichts nützten, wenn man nicht darüber spricht. So lehrte er als Dozent an der ETH Zürich und veröffentlichte in Zeitschriften und Zeitungen Grundsatzbeiträge zum Landschaftsschutz. Für ihn war die politische Willensbildung entscheidend, wenn es um den Landschaftsschutz und ganz allgemein um den Umweltschutz ging. Hans Weiss publizierte auch immer wieder in der NZZ, aus seiner Sicht das «Hofblatt» von Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft. Denn seine Strategie war seit jeher, das ganze Meinungsspektrum zu erreichen. Landschaftsschutz betreffe alle und durfte seiner Meinung nach nie in die Ecke nur einer politischen oder weltanschaulichen Perspektive gedrängt werden.

Vor vier Jahren veröffentlichte Hans Weiss das Buch «Achtung: Landschaft Schweiz – vom nachhaltigen Umgang mit unserer wichtigsten Ressource. Er knüpfte damit nahtlos an das in seinen früheren Werken zum Ausdruck kommenden Engagement an. Kenntnisreich erläutert er darin die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Ursachen der Zerstörung der Landschaft. Und zeigt unter anderem auf, dass unsere Rechtsgrundlagen eigentlich ausreichend wären, aber allzu oft nicht umgesetzt werden. Diese Publikation sollte sein eigentliches Vermächtnis werden.

Seit Hans Weiss in einigen der wichtigsten schweizerischen Gremien des Umweltschutzes, der Raumplanung und des Landschaftsschutzes tätig war, hat sich manches verändert. Zersiedlung, der Ausbau der Energie- und Strasseninfrastruktur und die Anlagen für den Tourismus haben in der Landschaft ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Vielleicht gerade wegen dieser negativen Entwicklung hat aber auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Landschaft zugenommen. Dafür bildete das politische Wirken von Landschaftsschützern wie Hans Weiss die Basis. Nicht mehr nur Umweltwissenschafterinnen, Ingenieure, Geografinnen, auch Architektinnen, Landschaftsarchitekten, Raumplanerinnen und Bauherren beschäftigen sich heute mit der Landschaft. Die Wissenschaft erarbeitet fundierte Grundlagen, der Bund verfügt über eine eigene Landschaftspolitik – die in der aktuellen politischen Situation allerdings unter Druck geraten ist.

Der unerwartete Tod von Hans Weiss hinterlässt im Landschaftsschutz eine grosse Lücke. In der gegenwärtigen Situation dürfte es schwierig werden, diese wieder zu füllen.

Dominik Siegrist, Mitglied des FoLAP-Kuratoriums

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