Horizonterweiterung in der Modellierung von Landnutzungsänderungen: Normative Szenarien für naturpositive Zukünfte in der Schweiz
In der szenariobasierten Forschung zu sozio-ökologischen Systemen wird zunehmend die Bedeutung von normativen Szenarien erkannt, die positive Ergebnisse sowohl für die Natur als auch für die Gesellschaft definieren. Diese Szenarien stehen im Gegensatz zu typischen explorativen Szenarien, die sich darauf konzentrieren, die wahrscheinlichsten zukünftigen Veränderungen vorherzusagen, und ermöglichen stattdessen ein Umdenken bestehender Strategien, um die Möglichkeiten für transformative Veränderungen zu identifizieren. Obwohl es eine wachsende Anzahl von Studien gibt, die qualitative Erzählungen von normativen Szenarien präsentieren, besteht nach wie vor eine Lücke bei der Operationalisierung dieser Narrative in quantitativen Simulationsmodellen.
In unserem neuen Artikel in Regional Environmental Change greifen wir normative Szenarien der Landschaftsentwicklung in der Schweiz zwischen 2020-2060 auf, die von PLUS-Kollegen [://doi.org/10.1007/s11625-023-01380-7] im Rahmen des ValPar.CH-Projekts entwickelt wurden, und demonstrieren, wie diese innerhalb eines räumlichen Modells für Landnutzungs- und Landbedeckungsänderungen realisiert werden können. Unser Ansatz, der im untenstehenden Diagramm veranschaulicht wird, umfasst eine Kombination aus datengetriebenen Ansätzen zur Erfassung szenariospezifischer Unterschiede in lokalen und globalen Phänomenen sowie iterative Expertenbefragungen zur Quantifizierung beschreibender Trends aus den Erzählungen. Um die Ergebnisse der Modellierung von Landnutzungsänderungen zu validieren, haben wir eine interaktive Webseite erstellt, die hier erkundet werden kann: https://valpar.ch/land-use-change-scenarios/index-en.html.
Unsere zukünftigen Landnutzungssimulationen haben eindeutig die Zielkonflikte bei der Planung und dem Management unserer Landschaft unter verschiedenen normativen Zielen aufgezeigt. Beispielsweise führte die Übernahme einer „Natur für Natur“-Perspektive zu einer verbesserten Landschaftskohärenz in Schutzgebieten im Vergleich zu Prognosen nach dem „Business-as-usual“-Prinzip, jedoch auf Kosten eines Rückgangs traditioneller Schweizer Kulturlandschaften wie Alpweiden und Grasland. Dies verdeutlicht, dass der Wert der normativen Szenarienmodellierung nicht darin liegt, die optimale Strategie zu identifizieren, sondern vielmehr als Input für laufende Diskussionen unter den Interessengruppen über die Wünschbarkeit verschiedener zukünftiger Ergebnisse zu dienen.